R.E.D. Residenz-Künstler*innen
2022

Makisig Akin
Makisig Akin (Dey/Deren/Demm) ist Choreograf*in, Tänzer*in, Künstler*in, Aktivist*in und Transgender-Filipino, aufgewachsen und geboren auf den Philippinen. Akin lebt und arbeitet derzeit in Berlin, Deutschland. Akins künstlerische Arbeit konzentriert sich auf die Stärkung der Anerkennung intersektionaler Identitäten, die Rückbesinnung auf die eigene Herkunft und die Dezentralisierung westlicher Ideologien im Tanzschaffen. Dey ist daran interessiert, den Prozess des Tanz-Machens neu zu gestalten. Wie kann der Prozess den Tänzer*innen dienen, während sie weiterhin die Möglichkeit haben, den Verlauf der Arbeit zu steuern? Wie können sie eine Gemeinschaft schaffen, die jenseits der Identität funktioniert und gleichzeitig die Identität ehrt? Akin hat einen Bachelor-Abschluss in Kognitionswissenschaften mit Spezialisierung auf Neurowissenschaften und Tanz an der University of California San Diego, Kalifornien, USA, und seit 2019 ihren Master of Fine Art in Tanzchoreografie im Programm World Arts and Cultures/Dance an der University of California Los Angeles, USA. Akin's physischer Tanzhintergrund umfasst unter anderem: Traditioneller philippinischer Tanz, Kontaktimprovisation, Kung Fu, Improvisation, Gehmeditation, Authentic Movement, Bouldern/Klettern und zeitgenössischer Tanz.
Performance ↪ Emerging Change: Give me your heart. No, the real one.
Performance ↪ Emerging Change: Give me your heart. No, the real one.

Adrian Marie Blount aka GodXXX Noirphiles
GodXXX Noirphiles (Adrian Marie Blount) — Elternteil von Chance Aijuka / nicht-binärer Femme Boi / Gründer*in / Organisator*in / Kurator*in / DJ — leben in Berlin und kommen aus San Diego, CA. Nach dem Studium an der San Francisco State University, wo er*sie ihren BA in Theaterwissenschaften gemacht haben, traten sie in New York auf, reisten mit einer Wandertheatertruppe durch das Land und zogen dann nach Rhode Island, um mit verschiedenen Programmen der Brown University aufzutreten, darunter das Center for Slavery and Justice, Brown/Trinity und Trinity Repertory Theatre. Seit er*sie in Berlin sind, haben Adrian antirassistische und kollektive Heilungsworkshops mit verschiedenen Organisationen wie Dice Festival and Conference und AfriVenir unterrichtet, international aufgelegt, und sind in den Münchner Kammerspielen, der Volksbühne Berlin, dem Gorki-Theater, den Sophiensaelen, dem Ballhaus Naunynstraße und dem English Theatre Berlin (und anderen) aufgetreten. Adrian sind der*die Gründer*in und Hauptorganisator*in des Drag-Kollektivs House of Living Colors für ausschließlich queere und trans BIPoC.
Performance ↪ Emerging Change: Power Tower Pishiboro
Performance ↪ Emerging Change: Power Tower Pishiboro
2021

Jee Chan
Seit 2015 habe ich eine Reihe von Arbeiten entwickelt, die auf der Beziehung meines Körpers zu verschiedenen anderen Wassergebilden basieren. Die Kontexte, in denen diese Serie angesiedelt ist, und die Beweggründe, die ihr zugrunde liegen, sind vielfältig. Aber in ihnen allen hallt die Erfahrung meiner Großmutter mütterlicherseits wider, die eine Seeüberfahrt unternahm, um vor einer japanischen Invasion ihrer Heimat in Guangzhou nach Singapur zu fliehen. In meiner aktuellen Praxis geht es darum, die Welt durch ozeanzentrierte Perspektiven neu zu denken, die sich von einem statischen Verständnis postkolonialer Identitäten und Territorien lösen. Während meines Aufenthalts in der Tanzfabrik werde ich meine Forschungen zu Mündlichkeit und verkörpertem Wissen in südostasiatischen Kontexten erweitern, v.a. durch die parallele Entwicklung von zwei choreografischen Projekten - bendungan und sea flights (beide landeten an einem Strand wie diesem). Ich werde dies gemeinsam mit Personen tun, die eine diasporische Geschichte haben, sowie mit spezifischen Orten in und um Berlin.
Biografie Jee Chan
Interview Jee Chan
Biografie Jee Chan
Interview Jee Chan

Carrie McILwain
Der Haufen und Der Scheiterhaufen.
Die Figur der Hexe bietet meiner Praxis ein kristallines Denken, vielschichtig und glatt für symbolische Projektionen. In meiner Forschung in diesem Jahr habe ich mich mit den historischen Opfern und ihren Prozessen (Anschuldigung, Verhör, Hinrichtung) beschäftigt, wie sie in Gerichtsdokumenten, theologischen Debatten (Malleus Maleficarum) und in Holzschnitten (von 1300-1800) festgehalten sind. Diese Dokumente sind Ausgangspunkte für eine Praxis des spekulativen Feminismus (Donna Haraway) der somatischen Fantasie, die nach dem Wissen sucht, das im Körper der Hexe und in dem Holz, das ihr zur Seite gestellt wurde, lag.
Im August werden Josephine Brinkmann, Suvi Kemppainen, Johanna Ackva und ein Stapel Holz (Totholz) aus dem Tegeler Wald zu mir ins Atelier kommen, und gemeinsam werden wir uns bewegen - und über Textangebote von Silvia Federici, Jane Bennett und den anderen hier erwähnten nachdenken. Wir werden die hölzerne Materialität einladen und die Aufmerksamkeit auf Akteure, Stimmen, Körper und die Schwerkraft des Zusammenseins lenken, während wir stapeln, tragen, lehnen - auftürmen. Die Hexe ist eine Figur, die sich zwischen Binaritäten oder Bereichen bewegen kann, die in zyklischer Weisheit verankert ist - phasenweise Existenz, intersektional und inklusiv. Eine Figur, die eher die Macht im Inneren als die Macht über sich selbst ausübt (Starhawk) und verurteilt wurde, weil sie eine illegitime (Zugang zu) Macht ausübte. Wenn diese Macht nicht durch die akzeptablen Mittel des ererbten Privilegs, der Akkumulation in kapitalistischen Unternehmen oder durch gewaltsame Aneignung erlangt wurde, handelt es sich um ein Wissen, eine Handlungsfähigkeit, die sich unsere heutige Welt dringend vorstellen oder wiederentdecken muss.
Der Haufen ist eine umfassende und chaotische Masse. Er ist voll von Spinnen, Insekten, verrottendem Material, frisch geschlagenem Holz, Schimmel, Bakterien, Gefallenem und Vergessenem. Der Scheiterhaufen ist eine Neuordnung, ein Ordnen dieser Materialien zum Zweck der Bestrafung innerhalb der menschlichen Kultur. Durch die Einbeziehung des menschlichen Subjekts entsteht eine vorletzte Zusammenarbeit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Elementen. Wenn die Flammen ihr Spiel beenden, entsteht erneut ein Haufen, diesmal mit Asche, Erinnerungen in den Knochen und Ästen, die nicht verbrannt sind, Staub setzt sich ab und neue Elemente gedeihen. Durch die Performance werden wir diese Formen erforschen und nach der Choreografie des Haufens und einer ästhetischen Aktion der Rückgewinnung suchen.
Biografie Carrie McILwain
Interview Carrie McILwain
Die Figur der Hexe bietet meiner Praxis ein kristallines Denken, vielschichtig und glatt für symbolische Projektionen. In meiner Forschung in diesem Jahr habe ich mich mit den historischen Opfern und ihren Prozessen (Anschuldigung, Verhör, Hinrichtung) beschäftigt, wie sie in Gerichtsdokumenten, theologischen Debatten (Malleus Maleficarum) und in Holzschnitten (von 1300-1800) festgehalten sind. Diese Dokumente sind Ausgangspunkte für eine Praxis des spekulativen Feminismus (Donna Haraway) der somatischen Fantasie, die nach dem Wissen sucht, das im Körper der Hexe und in dem Holz, das ihr zur Seite gestellt wurde, lag.
Im August werden Josephine Brinkmann, Suvi Kemppainen, Johanna Ackva und ein Stapel Holz (Totholz) aus dem Tegeler Wald zu mir ins Atelier kommen, und gemeinsam werden wir uns bewegen - und über Textangebote von Silvia Federici, Jane Bennett und den anderen hier erwähnten nachdenken. Wir werden die hölzerne Materialität einladen und die Aufmerksamkeit auf Akteure, Stimmen, Körper und die Schwerkraft des Zusammenseins lenken, während wir stapeln, tragen, lehnen - auftürmen. Die Hexe ist eine Figur, die sich zwischen Binaritäten oder Bereichen bewegen kann, die in zyklischer Weisheit verankert ist - phasenweise Existenz, intersektional und inklusiv. Eine Figur, die eher die Macht im Inneren als die Macht über sich selbst ausübt (Starhawk) und verurteilt wurde, weil sie eine illegitime (Zugang zu) Macht ausübte. Wenn diese Macht nicht durch die akzeptablen Mittel des ererbten Privilegs, der Akkumulation in kapitalistischen Unternehmen oder durch gewaltsame Aneignung erlangt wurde, handelt es sich um ein Wissen, eine Handlungsfähigkeit, die sich unsere heutige Welt dringend vorstellen oder wiederentdecken muss.
Der Haufen ist eine umfassende und chaotische Masse. Er ist voll von Spinnen, Insekten, verrottendem Material, frisch geschlagenem Holz, Schimmel, Bakterien, Gefallenem und Vergessenem. Der Scheiterhaufen ist eine Neuordnung, ein Ordnen dieser Materialien zum Zweck der Bestrafung innerhalb der menschlichen Kultur. Durch die Einbeziehung des menschlichen Subjekts entsteht eine vorletzte Zusammenarbeit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Elementen. Wenn die Flammen ihr Spiel beenden, entsteht erneut ein Haufen, diesmal mit Asche, Erinnerungen in den Knochen und Ästen, die nicht verbrannt sind, Staub setzt sich ab und neue Elemente gedeihen. Durch die Performance werden wir diese Formen erforschen und nach der Choreografie des Haufens und einer ästhetischen Aktion der Rückgewinnung suchen.
Biografie Carrie McILwain
Interview Carrie McILwain

Roger Sala Reyner
In ihrem Essay "The Carrier Bag Theory of Fiction" bezieht sich Ursula K. Le Guin auf Elizabeth Fishers Carrier Bag Theory of Human Evolution. In ihrem Buch “Woman’s Creation: Sexual Evolution and the Shaping of Society" sagt Fisher: "Das erste kulturelle Utensil war wahrscheinlich ein Gefäß (...) ein Behälter zur Aufnahme gesammelter Produkte (...)". Und Le Guin führt weiter aus: "Ein Blatt, ein Kürbis, eine Muschel, ein Netz, ein Beutel, eine Schlinge, ein Sack, eine Flasche, ein Topf, eine Kiste, ein Behälter. Ein Halter. Ein Empfänger."
Ich habe vier Kollaborateur*innen, mit denen ich eine fortlaufende Arbeitsbeziehung habe, eingeladen, dieses Behältnis im Sinne der „Carrier Bag“, mit mir zu füllen: Jede*r von uns hat die Aufgabe, jeweils eine Woche im Studio zu kuratieren, d.h. 5 mal 5 Tage gegenseitiger Austausch, an dem sich auch Andere beteiligen werden. In der sechsten Woche der Residenz kommen wir wieder zusammen, um das Gesammelte gemeinsam anzuschauen. Anstatt ein scharfes Werkzeug zu sein, das eine Inszenierung herausschält, soll diese Residenz durch unsere sehr eigene und inkongruente gegenseitige Großherzigkeit ein weicher Behälter werden, eine fürsorgende und tragende Tasche, die weit genug ist, um alles aufzunehmen und zur Verfügung zu stellen, was wir bereit sind zu teilen und auf dem Weg zu finden. Darin werden wir lustvoll unsere Rollen tauschen und spielerisch das Unmischbare mischen, bis dem Schoß unserer unvorhersehbaren Ko-Kreation etwas Schönes entspringt.
Ich habe vier Kollaborateur*innen, mit denen ich eine fortlaufende Arbeitsbeziehung habe, eingeladen, dieses Behältnis im Sinne der „Carrier Bag“, mit mir zu füllen: Jede*r von uns hat die Aufgabe, jeweils eine Woche im Studio zu kuratieren, d.h. 5 mal 5 Tage gegenseitiger Austausch, an dem sich auch Andere beteiligen werden. In der sechsten Woche der Residenz kommen wir wieder zusammen, um das Gesammelte gemeinsam anzuschauen. Anstatt ein scharfes Werkzeug zu sein, das eine Inszenierung herausschält, soll diese Residenz durch unsere sehr eigene und inkongruente gegenseitige Großherzigkeit ein weicher Behälter werden, eine fürsorgende und tragende Tasche, die weit genug ist, um alles aufzunehmen und zur Verfügung zu stellen, was wir bereit sind zu teilen und auf dem Weg zu finden. Darin werden wir lustvoll unsere Rollen tauschen und spielerisch das Unmischbare mischen, bis dem Schoß unserer unvorhersehbaren Ko-Kreation etwas Schönes entspringt.

Litó Walkey
Meine Arbeit entwickelt sich kollaborativ durch Kreisläufe von interdisziplinären Prozessen und arbeitet mit Sprache und Schrift als Vermittlungsinstrumenten, die kollektive Prozesse nähren und Verdichtungen, Übersetzungen, Unterbrechungen und Verschiebungen von Ort, Sinngebung und Absicht stimulieren. Diese Residenz wird die Entwicklung meines Langzeit-Forschungsprojekts 'Critical Ecologies in Choreographic Practices' fördern, das sich mit alternativen Formen der Verbreitung kreativer Prozesse beschäftigt. Das Projekt zielt darauf ab, öffentliche Räume für kritisches Denken und Experimentieren zu schaffen, die nicht an eine einzelne Autorenschaft, Disziplin oder einen Terminus gebunden sind. Im diskursiven und praktischen Austausch mit in Berlin lebenden Kolleg*innen wird untersucht, wie die Praxis des Publizierens, Kuratierens und das Aufnehmen von Audiospuren das partizipatorische Engagement fördern können. Ergänzt wird dies durch den Dialog mit der Autorin/Künstlerin/Verlegerin Renee Gladman, dem Musiker/Komponisten Boris Hauf und der bildenden Künstlerin/Set-Designerin Nadia Lauro.
Biografie Litó Walkey
Interview Litó Walkey
Biografie Litó Walkey
Interview Litó Walkey