Tanzfabrik
Berlin
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Uferstudios 13
Badstr. 41A, Uferstr. 23
13357 Berlin
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Studio 13: ecologies of practice

Talk + Practice (2) von Silke Bake, Alice Chauchat, Bettina Knaup, Siegmar Zacharias, Pepe Dayaw, Sophia New

Eine Recherche- und Gesprächsreihe mit vier Ausgaben von und mit Silke Bake, Alice Chauchat, Bettina Knaup, Siegmar Zacharias und Gästen.

Teil 2
Gastgeberin: Bettina Knaup. Gäste: Pepe Dayaw (Tänzer/Koch/nowherekitchen) und Sophia New (Performance Künstlerin/Videomacherin/plan b).

Bettinas aktuelle Forschungs- und kuratorische Praxis dreht sich um Abfall – besser gesagt um (Performance-) Künstler*innen die mit Nähe und Intimität zum Ausgesonderten und Weggeworfenen experimentieren, die das Leben mit, von und als Abfall untersuchen und erproben. Während unser westlicher, habitueller Umgang mit Müll von Distanz, Auslagerung und Abwehr geprägt ist, wird es zunehmend schwierig, die allumfassende Präsenz und auch Wirkmächtigkeit von Abfall um uns herum und – durch Giftstoffe, Metalle, Plastikpartikel etc. – auch in unseren Körpern zu ignorieren. Viele Künstler*innen und Wissenschaftler*innen fordern daher eine genauere Betrachtung von Müll, seiner jeweils spezifischen Materialität, Relationalität, seiner Wirkkraft, statt einen Katastropendiskurs zu führen, der Müll nur als narratives Element benutzt um die Zerstörung des Planeten zu beschwören. Ein solcher Diskurs führe eher zu Schuldkomplexen, Lähmung, Rückzug, statt zur dringend nötigen Experimentierfreude mit anderen, nachhaltigeren Umgangsformen mit ausgesondertem Material. Dieser Abend widmet sich der Intimität mit dem Ausgesonderten. Im Gespräch mit Künstler*innen und „mit“ künstlerischen Arbeiten, betrachten und bedenken wir das, was sich nicht aussondern lässt / lassen will, sei es Plastik, Plazentas, oder Essensreste.

In englischer Sprache. Dauer: ca. 180 Minuten

Zu "Ecologies of practice" *
Ein anhaltender Zustand der Krise, wie wir ihn heute erleben, ein Zustand, der zu keiner alten Ordnung zurückführen kann, weder durch Abgrenzung/ Ausgrenzung, noch durch disziplinierendes Denken, erfordert eine globale politische Handlungsfähigkeit und eine soziale Imaginationskraft, die das Nicht-Bekannte aushält und ein relationales Verflochtensein zur Kenntnis nimmt. Diese erfordert radikale Offenheit, Lust am Nichtwissen, an Unsicherheit, eine spekulative Grundhaltung, eine Bereitschaft in nicht-menschlichen und nicht vertikalen Kategorien, Zeit- und Raumdimensionen zu denken. Klassische Ökologie ist die Lehre von den Umweltbeziehungen, von der Verteilung und Bewegung von Energie und Materie in einem ‚Haus(halt)’. Mittlerweile wird der Begriff erweitert verwendet - als Ökologie des Sozialen, der Umwelt und des Geistes. In 'ecologies of practices' werden unterschiedliche Gesprächs- und Arbeits-Settings ausprobiert. Silke Bake, Alice Chauchat, Bettina Knaup und Siegmar Zacharias, die alle vier im Feld der zeitgenössischen Performing Arts arbeiten, nehmen ihre Arbeitsinteressen und -zugänge zum Ausgangspunkt, um mit Gästen aus dem zeitgenössischen Tanz und anderen Disziplinen und Wissensgebieten nachzudenken: Kategorien der Ästhetik (Techniken/Technologien, Ethik/Praxis, Form/Format, Produkt/Prozess und Subjekt/Objekt/Agent) werden auf ihre vielfältiges Bedingt- und Verwobensein hin, auf ihre Bewegungen hin untersucht.   *geliehen von Isabelle Stengers

Konzept 2016/17: Silke Bake, Kuratorin/ Dramaturgin/ Mentorin; Alice Chauchat, Choreografin/Tänzerin/Lehrerin; Bettina Knaup, Kuratorin/Autorin; Siegmar Zacharias, Künstlerin/Theoretikerin.
STUDIO 13 wurde 2015 von den Kurator*innenn Silke Bake und Jacopo Lanteri initiert und bietet Berliner Akteur*Innen aus dem Umfeld der zeitgenössischen Performing Arts Raum für Austausch über künstlerische Methoden und Arbeitsschwerpunkte.

Silke Bake

Silke Bake lebt in Berlin und arbeitet als Kuratorin, Dramaturgin und Mentorin. Sie hat für verschiedene Institutionen (u.a. TAT Frankfurt, Hebbel-Theater, Tanzquartier Wien) gearbeitet und Programme für u.a. Haus der Kulturen der Welt und Akademie der Künste in Berlin, Kanuti Gildi Saal in Tallinn und Theaterformen Braunschweig/ Hannover realisiert. Sie war Dramaturgin und Projektleiterin des Performing Art Festivals IN TRANSIT am Haus der Kulturen der Welt 2008 & 2009, sie ko-kuratierte das biennale NU-Performance Festival On Hospitality im Rahmen des Europäischen Kulturhauptstadt- programms Tallinn 2011 (mit P. Stamer), performace platform. body affects an den Sophiensaelen Berlin 2012 (mit B. Knaup). Mit Kolleg*innen entwickelt und realisiert sie diskursive Formate wie z.B. „from dusk till dawn and further“ - eine 12-stündige Talkshow mit 24 Gästen bei ImpulsTanz Festival Vienna (mit P. Stamer), mehrstündige Diskursveranstaltungen wie der „Visionärer Widerstreit“ sowie die seriellen Gesprächs-/ Praxisformate „Let’s talk about work (and life)“ (mit J. Lanteri) und „Ecologies of practice“ (mit A. Chauchat, B. Knaup, S. Zacharias). Silke war die künstlerische Leiterin für das bienale Programm Tanznacht Berlin 2016 & 2018 und war 2018 Gastprofessorin am Masterstudienprogramm SODA des HZT in Berlin.

Alice Chauchat

Alice Chauchat ist Choreografin, Tänzerin, Assistentin, Lehrerin u.v.m. Zumeist choreografiert sie in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen und hat zahlreiche Plattformen für Produktion und Wissenstransfer in den darstellenden Künsten mitbegründet (everybodystoolbox, PAF, praticable). 2010-12 war sie künstlerische Ko-Leiterin von Les Laboratoires d'Aubervilliers. Seit einiger Zeit richtet sich ihr Arbeitsschwerpunkt auf die Umwandlung von Wissen und Komplexität kollaborativer Praxis in ästhetische Erfahrung. www.alicechauchat.net

Bettina Knaup

Bettina Knaup (Berlin) arbeitet international als Kuratorin und Kulturproduzentin an den Schnittstellen von Kunst, Politik und Wissensproduktion mit Schwerpunkt im Bereich Live Art, Performance und Gender. Sie studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Politikwis­senschaft und Gender Studies in Köln und Dortmund. Sie war Programmkoordinatorin des künstlerischen und wissenschaftlichen open space forum der Internationalen Frauenuni­versität, Hannover, Ko-Kuratorin des International Festival of Contemporary Arts, City of Women, Ljubljana und war am transdisziplinären Laboratium für Performancekünste In Transit (Berlin, Haus der Kulturen der Welt) beteiligt. Aktuellere Projekte umfassen die Performance Festivals Performing Proximities (Beursschouwburg, Brüssel) und performance platform. body affects (Sophiensaele Berlin, mit S. Bake) sowie das mehrjährige Ausstellungs- und Archivprojekt re.act.feminism #2 - a performing archive (Akademie der Künste Berlin, Antoni Tapies Foundation Barcelona, Tallinn Art Hall, a.o., 2011-2013, mit B. Stammer). Internationale Lehr- und Vortragstätigkeit sowie Jurymitgliedschaften, darunter Institut für Theaterwissenschaft, FU Berlin und Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz, Berlin. Seit Ende 2015 ist sie phd research fellow am Department of Drama, Theatre and Performance an der Roehampton University, London.

Siegmar Zacharias

Siegmar Zacharias entwickelt seit 2003 Formate von Multimedia-, Theater-, und Lecture-Performances, die sich mit der Position der Zuschauer*in, der Frage von Wirkungsmacht (agency), dem Kontrakt des „willful supspension of disbelief“ und der kritischen Substanz, die er erzeugt, beschäftigt. Sie bewe­gen sich zwischen DoItYourself Low-Tech und High-Tech, Philosophie und Sinnlichkeit, Humor und Labor. Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe SXS Enterprise und Initiatorin von WOW-wir abeiten hier, eine Austausch- und Rechercheplattform für Performancekünstler*innen in Berlin.
Siegmar stu­dierte Philosophie und Komparatistik in Berlin und London und Performance Art bei DasArts Amsterdam. Sie unterrichtet u.a. am HZT Berlin, DOCH Stockholm und DasArts Amsterdam.
Mit ‚Dirty Talk’ entwickelt sie eine Praxis, die die Materialität des Sprechens erforscht. www.siegmarzacharias.com

Pepe Dayaw

Pepe Dayaw ist 'work in progress'. Er vermischt Folklore, prekäre Technologien und funkige Improvisationen um lebendiges Design und Formen von Gemeinschaft zu erforschen und choreografieren. Er hat an den Universitäten der Philippinen, Amsterdam und Warwick, sowie am Museum Reina Sofia Madrid und am Kaloob Philippine Music and Dance Ministry studiert. Er hat dabei verschiedenste Tanz-disziplinen erlernt, u.a. Pangalay und Butoh, ist selbsterlernter Koch und Masseur, sowie professioneller Karaoke Sänger. Pepe wurde in Manila geboren und ist überall aufgewachsen, er ist eine Mischung aus Überresten vergangener Leben, die jedesmal erneuert werden, wenn er performt. Er begann aus tropischer Nostalgie zu kochen und hat seither diese Praxis in dem von ihm gegründeten Lab Nowherekitchen als Methode weiterentwickelt. Nowherekitchen basiert auf dem Prinzip, aus Überresten und Vorgefundenem zu kochen, und hat sich zu einer lebendigen Schule für geschmackvolle Nachhaltigkeit und eine Demokratie im Werden entwickelt.

Sophia New

Sophia New wurde in Süd London geboren, sie studierte Philosophie und Literatur mit Germanistik an der Universität Sussex, und hat einen Master in Feministischer Performance der Bristol Universität. In 2000 hat sie eine 'Breathing Space Commission' vom Arnolfini Centre for Contemporary Arts, Bristol erhalten - das daraus entstandene Stück 'Feeling Poorly' wurde auf Festivals in Großbritannien und Belgien gezeigt. Im 'Letters Project' hat Sophia ein lebendige Archiv-Performance geschaffen, indem sie im Büro der Live Arts Development Agency, London ihre eigene Sammlung persönlicher Briefe für Besucher*innen kuratierte und ausstellte. In ihren neueren Arbeiten - zumeist vor der Kamera - beschäftigt sie sich mit dem weiblichen Körper und der Rahmung und Installation von performativen Akten. Sophia hat zudem regelmäßig als Autorin für Performance Magazine wie Venue, Live Art Magazine, Open Page Journal geschrieben sowie künstlerische Beiträge für das Performance Research Journal verfaßt. Gemeinsam mit Daniel Belasco Rogers hat sie plan b gegründet und seit 2002 mehr als 25 Projekte in verschiedensten Festivals und Galerien realisiert. Ihre Arbeiten sind zumeist ortsspezifisch, performativ und beziehen Technologien wie GPS, Sound und Video mit ein. Seit 2012 unterrichtet sie als Gastdozentin, seit 2015 als Gastprofessorin am Masterstudiengang Solo / Dance / Authorship (SODA) am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin. Sie unterrichtet zudem regelmäßig Performance und Live Art an der Folkwang Universität der Künste in Essen und in Bochum.

5 € (incl. Suppe/Snack)