Tanzfabrik
Berlin
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Galerie Patrick Ebensperger Bühne
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Videoarbeiten

Performance von Ian Kaler, Anne Quirynen, Pauline Boudry, Renate Lorenz, Bjørn Melhus, Meg Stuart, Penelope Wehrli
Im Rahmen von 8. Tanznacht Berlin 2014

An Kaler / Anne Quirynen On Orientations Shifting the burden
“Shifting the burden” ist eine Zusammenarbeit der Videokünstler_in Anne Quirynen und Choreograf_in An Kaler. Die Arbeit ist das Ergebnis einer Recherche über die Wahrnehmung von Bewegung im Übergang zwischen verschiedenen künstlerischen Sprachen und Werken. Die Installation verschiebt dabei fließend die Medien Malerei, Videokunst und Choreografie: Eine Figur beschriftet eine zweite Figur. Der auf eine schwarze Fläche projizierte Körper ist in einem Rahmen gefangen. Er scheint seiner Körperlichkeit beraubt und wird von einem Geräusch begleitet, das dem Versuch des Zeichnens und dem Folgen der Bewegung ähnelt, im Wissen, dass der Versuch des Hörens und Sehens von Bewegung nur scheitern kann.

Konzept und Realisation: An Kaler und Anne Quirynen Choreografie: An Kaler Video, Sound und Installation: Anne Quirynen Mit Unterstützung von: PACT Zollverein Essen, MA7


Pauline Boudry / Renate Lorenz CONTAGIOUS!

Installation mit HD video, 12 min und 11 Fotografien, 2010

„Contagious!“ zeigt subversive Protestformen populärer Tanzstile um 1900, und folgt der damals verbreiteten Vorstellung der epidemischen Ansteckung durch körperliche Nachahmung. Die gefilmte Performance zeigt die Ursprünge des „Epileptic Dance“ und des „Cakewalk“ auf den Bühnen der legendären Café Concert im Paris des Fin-de-Siècle. Die Epilepsie Tänze entstanden im Umfeld der medizinischen Studien über „Hysterikerinnen“ in der Klink von Charcot. Die Tänzerinnen der Belle Époque kopierten, überformten und untergruben die als krank bezeichneten Posen der „Hysterikerinnen“, und transformierten deren eigentümliche Kraft und Expressivität in ein tänzerisches Spektakel. Der populäre „Cakewalk“ war ursprünglich ein Tanz der Sklaven auf den Plantagenfeldern in Amerika, der das gespreizt-steife Gebaren der Weißen verspottete und innerhalb kurzer Zeit zu einem populären Tanz avancierte, der die traumatischen Erfahrungen aus Sklaverei und Kolonialismus im Spektakelhaften zugleich aufhob und bewahrte.

Konzept: Pauline Boudry und Renate Lorenz Performance: Arantxa Martinez und Vaginal Davis
Director of Photography: 
Bernadette Paassen Sound: Johanna Herr, Karin Michalski Sound design:Rashad Becker Set Photography: Andrea Thal Make Up: Tan Nguyen DP Assistant: Tim Ottenstein


Meg Stuart  The Only Possible City

Video, 2008 (Deutschlandpremiere)
„Das Gesicht stellt zugleich das unwiderrufliche Ausgesetztsein der Menschen und die Öffnung dar, in der sie sich verbergen und verborgen bleiben. Das Gesicht ist der einzige Ort der Gemeinschaft, die einzig mögliche Stadt.“ Giorgio Agamben

Meg Stuart schreibt über The Only Possible City: „Was liegt in der zeitlichen Einteilung von Dingen? In der Alumix-Fabrik, so heißt es im Informationsblatt funktionierten aufgrund der Magnetfelder weder Uhren noch Elektrogeräte… Jegliche Arbeit geschieht unter den genauen Bestimmungen eines Zeitregimes. Zu choreographieren bedeutet, mit diesem Regime umgehen zu lernen. Zu tanzen heißt, es zu durchlaufen. Sich ihm entgegenzustellen. Ich betrachte Bilder als Ausgrabungsstätten. Das Oszillieren zwischen einfachsten Gesten, die Bearbeitung der Spur, die sich in Wiederholung verläuft, das Gesicht: die erste Leinwand. Die Nahaufnahme als Mittel, das optisch Unbewusste und die unfreiwilligen Erinnerungen des alltäglichen Verhaltens zu schärfen, vereinzelt und kollektiv, gleichzeitig gestaltet und gebrochen.“

Konzept und Performance: Meg Stuart Fotografie und Editing: Jorge Léon & Aliocha Van der Avoort Eine Produktion von: Raqs Media Collective and Damaged Goods im Auftrag der MANIFESTA 7


Penelope Wehrli 
House of Snow
Echtzeitgenerierte Video- und Klanginstallation, 2013/14 
Die Videoaufnahme eines Bienenvolkes auf einer Wabe. Drei Texte von Stanislaw Lem, Johann Wolfgang von Goethe und Maurice Maeterlinck über sehr unterschiedliche zeitliche Prozesse. Soundmaterial aus „my gait“ von katrinem, einer Langzeitstudie über ihren Schrittrhythmus im urbanen Raum. Die Bienen lösen mit ihren Bewegungen in Echtzeit den Verlauf von Ton und Text aus. Es entfaltet sich ein polyphones Klang- und Gedankengebäude.

Eine Arbeit über Wahrnehmung und Zeit und den Vorgang des Lesens und Verstehens.
Eine kleine Hommage an Richard Buckminster Fuller.

Konzept, Text und Video: Penelope Wehrli System Architektur und Implementierung: Joa Glasstetter Sonarisation und Soundmaterial: katrinem Gefördert von TESLA Berlin e.V.


Bjørn Melhus MAESTRA
Video, 3’00 min., loop, (2009/2014)

Ein mit militärischem Hightechgerät schwer bewaffneter und vermummter Reiter sitzt auf dem Rücken eines traditionell gesattelten mexikanischen Pferdes, das auf folkloristische Klänge zu tanzen scheint. Das Zusammenspiel von Reiter und Pferd wirken teils choreografiert, teils unkoordiniert.

Maestra, der Name des mexikanischen Pferdes, bedeutet „Meisterin“ oder „Lehrerin“ und man fragt sich wer in diesem Akt die Zügel in der Hand hat. Das Video MAESTRA entstand aus bislang unveröffentlichtem Material der Produktion HECHO EN MEXICO (2009), die einen Bezug zur mexikanischen Narco-Kultur und Militarisierung des Landes herstellt.

Konzept und Realisation: Bjørn Melhus

Ian Kaler

Ian Kaler studierte Transmediale Kunst in Wien und absolvierte den Pilotstudiengang "Zeitgenössischer Tanz, Kontext, Choreographie" am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz an der Universität der Künste Berlin. Seit 2010 entwickelt Ian Kaler im Austausch mit unterschiedlichen Künstler_Innen die langfristig angelegte Praxis-Reihe "Insignificant Others", in deren Rahmen 2010 "Untitled Stills" u.a. im Tanzquartier Wien, sowie 2011/2012 "(learning to look sideways)" im Tanzquartier Wien, bei den Tanztagen Berlin, bei Rencontres Choreographiques Internationales de Seine-Saint-Denis, bei ImPulsTanz Wien und der Tanznacht Berlin  gezeigt wurden. "On Orientations | one place after" wurde im Februar 2013 in den Uferstudios / Tanzfabrik Berlin gezeigt. Eine weitere Version "On Orientations | Untimely Encounters" hatte im Mai 2013 Premiere am HAU. Die aktuellste Arbeit "Contingencies" hatte 2014 Premiere in Berlin und in einer Weiterentwicklung und anderer Besetzung bei ImPulsTanz in Wien. Als Performer_In arbeitet/e Ian Kaler u.a. mit Isabelle Schad, Philipp Gehmacher und Laurent Chétouane.

Anne Quirynen

Pauline Boudry

Renate Lorenz

Bjørn Melhus

Bjørn Melhus, geboren 1966, ist ein deutsch-norwegischer Medienkünstler. Er gilt als einer der international renommiertesten Videokünstler seiner Generation. Mit der Erweiterung der Möglichkeiten einer kritischen Rezeption von Kino und Fernsehen hat er sich eine singuläre künstlerische Position erarbeitet. Seine Strategie der Zersplitterung, Destruktion und Rekonstruktion bekannter Figuren, Themen und der Struktur der Massenmedien eröffnet nicht nur die Möglichkeit einer Vielzahl neuer Interpretationen und kritischer Kommentare, sondern definiert auch die Beziehung von Massenmedien und Zuschauer neu.

Meg Stuart

Meg Stuart, geboren in New Orleans, ist eine amerikanische Choreografin und Tänzerin. Sie wuchs in Kalifornien auf und lebt und arbeitet heute in Berlin und Brüssel. Als Tochter von Theaterregisseuren fand sie früh zu Tanz und Schauspiel und trat regelmäßig in Inszenierungen ihrer Eltern und befreundeter Künstler auf. Erste Tanzstudien machte sie als Teenager, wobei sie sich auf einfache Bewegungsabläufe konzentrierte. Ab 1983 studierte Stuart Tanz an der New York University. Sie setzte ihre Ausbildung in Bewegungsforschung fort, innerhalb derer sie zahlreiche Entspannungstechniken untersuchte und beteiligte sich aktiv an der Tanzszene in New York.
Ausgehend von einer Performance beim Klapstuk Festival in Leuven (1991) entwickelte sie ihr erstes abendfüllendes Stück, DISFIGURE STUDY. Es markiert den Beginn ihrer künstlerischen Karriere in Europa. In dieser Choreografie nähert sich Stuart dem Körper als verletzlichem physischen Gebilde, das zerlegt, deformiert oder verdrängt werden kann und dennoch Resonanz erzeugt und Bedeutung trägt. In dem Bestreben, eigene Strukturen zu entwerfen, innerhalb derer sich künstlerische Projekte entwickeln ließen, gründete Stuart 1994 DAMAGED GOODS in Brüssel. Die flexible, offene Struktur ermöglicht höchst unterschiedliche Projekte und interdisziplinäre Zusammenarbeiten. Meg Stuart und DAMAGED GOODS haben bisher über dreißig Produktionen erarbeitet, mit einer Bandbreite von Soli über großformatige Choreografien bis zu Aufführungen an besonderen Orten, Installationen und Improvisationsprojekten.
Stuart strebt danach, in Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen kreativen Disziplinen für jedes Stück eine neue Ausdrucksform zu entwickeln. Sie bewegt sich im Spannungsfeld von Tanz und Theater. Der um theatrale Mittel ergänzte Dialog von Bewegung und Erzählung ist ein wiederkehrendes Thema ihrer Choreografien. Stuarts choreografische Arbeit dreht sich um die Idee eines unsicheren Körpers, der verletzlich und selbstreflexiv ist. In Improvisationen erkundet Stuart physische und emotionale Zustände oder die Erinnerung an solche. Ihr künstlerisches Werk entspricht einer sich konstant wandelnden Identität. Sie definiert sich stets neu indem sie nach neuen Präsentationsformen sucht und damit neue Territorien für den Tanz erschließt.
Auf Einladung des Intendanten Johan Simons gingen Meg Stuart/DAMAGED GOODS 2010 eine künstlerische Zusammenarbeit mit den Münchner Kammerspielen ein. DAMAGED GOODS steht außerdem in Zusammenarbeit mit dem Kaaitheater (Brüssel) und dem HAU Hebbel am Ufer (Berlin). 2014 sind von Meg Stuart/DAMAGED GOODS die Stücke BLESSED (2007), VIOLET (2011), BUILT TO LAST (2012), SKETCHES/NOTEBOOK (2013) und HUNTER (2014) auf Tournee.

Penelope Wehrli

Penelope Wehrli wurde in Zürich geboren und lebt zur Zeit in Berlin. Sie kreiiert Performance-Installationen, Filme und Videos; von 80–94 hauptsächlich in New York, u.a. auch Tel Aviv, Kassel, Berlin darunter „Feuerfluss“: 94–97 Installationen und öffentliche Verbrennungsaktionen zu Gewalt/ Suizid in New York, Gent, Berlin, Zagreb, Sarajevo, Belgrad; „aether“: eine Versuchsreihe zur Erforschung situativer Dialoge, 97 – 02.
Zuletzt entstanden: „words for Bangalore“, Max Mueller Bhavan, Bangalore, Indien, 05 und „camera – dialog // dialog camera“, Pescara, Italien, 06.
Wehrli kreiierte Räume und Kostüme für Johann Kresniks Choreographisches Theater von 1990–98. Sie arbeitete mit Jossie Wieler, Dimiter Gottscheff, Reinhild Hoffmann zusammen. 2010 arbeitete sie für „Was ihr wollt“ und „A dream within a dream“, in der Regie von Barbara Frey am Schauspielhaus Zürich.
Sie inszenierte „operation solaris“ in der Staatsbank, Berlin, 2001; „Emily on the rocks“, im Podewil, Berlin 2003; „Heute mittag sitzt er nicht im Beijing“, Palast der Republik, Berlin 2004; „Herzog Blaubart’s Burg“, Staatsoper Saarbrücken 2008; „camera orfeo“, RadialsystemV., Berlin 2008; „Tetrascroll“, Theater an der Parkaue, Berlin 09. Penelope Wehrli war von 2004-09 Professorin für Szenografie an der HfG Karlsruhe.www.aether1.org
Eintritt frei
Plantagenstrasse 30, 13347 Berlin