Talk + Practice (3)
von
Silke Bake, Alice Chauchat, Bettina Knaup, Siegmar Zacharias
Eine Recherche- und Gesprächsreihe mit vier Ausgaben von und mit Silke Bake, Alice Chauchat, Bettina Knaup, Siegmar Zacharias und Gästen.
Teil 3
Gastgeberin: Silke Bake. Mit Stefanie Wenner und weiteren Gästen.
Zu durchlässigen Praktiken in den Feldern Dramaturgie und Kuratieren
... and around the theatre lies the city and around the city lies the whole world and its walls are of skin, they have pores, they breathe. *
Die Porösität dieser ?Wände’ ermöglicht verschiedenste Wechselbeziehungen und Verflechtungen. Um diese Durchlässigkeit geht es in der Begegnung von Silke Bake und Stefanie Wenner (beide arbeiten als Kuratorinnen und Dramaturginnen). Gemeinsam mit dem Publikum möchten sie über die Beziehungen der kuratorischen Arbeit zur ?Welt“ nachdenken - der Verbindung von künstlerischen Arbeitsweisen und kuratorischem Vorgehen, von KünstlerInnen und Strukturen, von Apparaten, Dispositiven und Menschen und ihrem Handeln.
In englischer Sprache. Dauer: ca. 180 Minuten
* zitiert aus einer Rede der belgischen Dramaturgin Marianne Van Kerkhoven im Jahr 1994
zu Ecologies of practice
Ein anhaltender Zustand der Krise, wie wir ihn heute erleben, ein Zustand, der zu keiner alten Ordnung zurückführen kann, weder durch Abgrenzung/ Ausgrenzung, noch durch disziplinierendes Denken, erfordert eine globale politische Handlungsfähigkeit und eine soziale Imaginationskraft, die das Nicht-Bekannte aushält und ein relationales Verflochtensein zur Kenntnis nimmt. Diese erfordert radikale Offenheit, Lust am Nichtwissen, an Unsicherheit, eine spekulative Grundhaltung, eine Bereitschaft in nicht-menschlichen und nicht vertikalen Kategorien, Zeit- und Raumdimensionen zu denken. Klassische Ökologie ist die Lehre von den Umweltbeziehungen, von der Verteilung und Bewegung von Energie und Materie in einem ‚Haus(halt)’. Mittlerweile wird der Begriff erweitert verwendet - als Ökologie des Sozialen, der Umwelt und des Geistes. In 'ecologies of practices' werden unterschiedliche Gesprächs- und Arbeits-Settings ausprobiert. Silke Bake, Alice Chauchat, Bettina Knaup und Siegmar Zacharias, die alle vier im Feld der zeitgenössischen Performing Arts arbeiten, nehmen ihre Arbeitsinteressen und -zugänge zum Ausgangspunkt, um mit Gästen aus dem zeitgenössischen Tanz und anderen Disziplinen und Wissensgebieten nachzudenken: Kategorien der Ästhetik (Techniken/Technologien, Ethik/Praxis, Form/Format, Produkt/Prozess und Subjekt/Objekt/Agent) werden auf ihre vielfältiges Bedingt- und Verwobensein hin, auf ihre Bewegungen hin untersucht.
Konzept 2016/17: Silke Bake, Kuratorin/ Dramaturgin/ Mentorin; Alice Chauchat, Choreografin/Tänzerin/Lehrerin; Bettina Knaup, Kuratorin/Autorin; Siegmar Zacharias, Künstlerin/Theoretikerin.
STUDIO 13 wurde 2015 von den Kurator*innenn Silke Bake und Jacopo Lanteri initiert und bietet Berliner Akteur*Innen aus dem Umfeld der zeitgenössischen Performing Arts Raum für Austausch über künstlerische Methoden und Arbeitsschwerpunkte.
Alice Chauchat ist Choreografin, Tänzerin, Assistentin, Lehrerin u.v.m. Zumeist choreografiert sie in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen und hat zahlreiche Plattformen für Produktion und Wissenstransfer in den darstellenden Künsten mitbegründet (everybodystoolbox, PAF, praticable). 2010-12 war sie künstlerische Ko-Leiterin von Les Laboratoires d'Aubervilliers. Seit einiger Zeit richtet sich ihr Arbeitsschwerpunkt auf die Umwandlung von Wissen und Komplexität kollaborativer Praxis in ästhetische Erfahrung. www.alicechauchat.net
Bettina Knaup (Berlin) arbeitet international als Kuratorin und Kulturproduzentin an den Schnittstellen von Kunst, Politik und Wissensproduktion mit Schwerpunkt im Bereich Live Art, Performance und Gender. Sie studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Politikwissenschaft und Gender Studies in Köln und Dortmund. Sie war Programmkoordinatorin des künstlerischen und wissenschaftlichen open space forum der Internationalen Frauenuniversität, Hannover, Ko-Kuratorin des International Festival of Contemporary Arts, City of Women, Ljubljana und war am transdisziplinären Laboratium für Performancekünste In Transit (Berlin, Haus der Kulturen der Welt) beteiligt. Aktuellere Projekte umfassen die Performance Festivals Performing Proximities (Beursschouwburg, Brüssel) und performance platform. body affects (Sophiensaele Berlin, mit S. Bake) sowie das mehrjährige Ausstellungs- und Archivprojekt re.act.feminism #2 - a performing archive (Akademie der Künste Berlin, Antoni Tapies Foundation Barcelona, Tallinn Art Hall, a.o., 2011-2013, mit B. Stammer). Internationale Lehr- und Vortragstätigkeit sowie Jurymitgliedschaften, darunter Institut für Theaterwissenschaft, FU Berlin und Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz, Berlin. Seit Ende 2015 ist sie phd research fellow am Department of Drama, Theatre and Performance an der Roehampton University, London.
Siegmar Zacharias entwickelt seit 2003 Formate von Multimedia-, Theater-, und Lecture-Performances, die sich mit der Position der Zuschauer*in, der Frage von Wirkungsmacht (agency), dem Kontrakt des „willful supspension of disbelief“ und der kritischen Substanz, die er erzeugt, beschäftigt. Sie bewegen sich zwischen DoItYourself Low-Tech und High-Tech, Philosophie und Sinnlichkeit, Humor und Labor. Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe SXS Enterprise und Initiatorin von WOW-wir abeiten hier, eine Austausch- und Rechercheplattform für Performancekünstler*innen in Berlin. Siegmar studierte Philosophie und Komparatistik in Berlin und London und Performance Art bei DasArts Amsterdam. Sie unterrichtet u.a. am HZT Berlin, DOCH Stockholm und DasArts Amsterdam. Mit ‚Dirty Talk’ entwickelt sie eine Praxis, die die Materialität des Sprechens erforscht. www.siegmarzacharias.com
5 € (incl. Suppe/Snack)