Die Körperlichkeit scheint sich überwiegend auf den flachen Voyeurismus perfekt retuschierter Körperbilder zu verlagern, auf das Streicheln von Kommunikationsgeräten, aber kaum auf die Berührung der Materie. Das Vertrauen in die Selbstdarstellung wird sicher kuratiert und hinter Bildschirmen eingeschlossen, anstatt durch soziale körperliche Interaktion entwickelt zu werden. Das Körperliche scheint von der Interaktion der physischen Sinne losgelöst zu sein. Die zeitgenössischen Bedingungen der physischen Präsenz werden zunehmend von der Unwirklichkeit beeinflusst.
Ausgehend von dieser Überlegung zielt Precarious Carnality darauf ab, zum Körper selbst als ursprünglichem Material und Quelle der Erfahrung von Präsenz zurückzukehren. Es ist eine Einladung zur absoluten Verweigerung technologischer Verstecke, um den reinen Körper als Träger der Kommunikation im Raum, mit und innerhalb anderer Körper wiederzuentdecken.
Durch speziell entwickelte Aufgaben, die ein Bewegungsvokabular und choreografische Partituren generieren, um die tiefe Ausdrucksfähigkeit des Körpers wiederzuerlangen, versucht Precarious Carnality, den gegenwärtigen Körper neu zu ermächtigen. Indem es Unvollkommenheit, radikale Zerbrechlichkeit, Vielfältigkeit und Verwundbarkeit umarmt, sucht und praktiziert das Projekt sensorische Alternativen, absichtliche Taktilität und fleischliche Weisheit unter Verwendung nicht konformer körperlicher Werkzeuge.
Innerhalb dieses Rahmens wird eine kollektiv geschaffene choreografische Struktur komponiert, die die individuelle Sprache ermutigt, innerhalb der Gruppe zu erblühen und zu koexistieren.
Eine Ode an die Ungewissheit des Fleisches.
Zusätzlich findet eine Contact Contemporary Klasse mit Nicola Mascia vom 19.02. – 27.03.2024 statt | Mo & Mi 18:15-19:45
Die Klasse ist eine geführte Bewegungspraxis, die darauf abzielt, ein höheres sensorisches Bewusstsein zu wecken und zu stimulieren. Ein konstanter Fluss von Anweisungen wird von jeder Teilnehmer*in interpretiert und verkörpert. Spezifische Prinzipien, Texturen, Bilder und Zustände werden schrittweise eingeführt und überlagert, um die Verfügbarkeit und Formbarkeit von Körper und Geist zu erweitern. Die Praxis entwickelt sich von der individuellen Selbstentdeckung über die Partnerarbeit bis hin zu einer komplexeren Gruppendynamik. Durch ermutigende Risikobereitschaft werden körperliches Gewicht und physische Kräfte aktiviert, um Erschöpfung zu erreichen und zu überwinden, Ausdauer zu meistern und Strategien der Kontaktimprovisation anzuwenden.