Tanzfabrik
Berlin
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Uferstudios 4
Badstr. 41A, Uferstr. 23
13357 Berlin
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Selin Davasse, Photo: Kubilay Kaan Mehan | Joannie Baumgärtner, Photo: Tilman Bechthold

Open Studio

Residency@Tanzfabrik von Joannie Baumgärtner, Selin Davasse
Im Rahmen von The Last Open Spaces?

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Joannie Baumgärtner

Fuck Moon, Bless Clouds

Fuck Moon, Bless Clouds ist von der historischen nächtlichen Tätigkeit der sogenannten Link-Boys* inspiriert: Gossenkinder, die in der frühen Neuzeit als Fackelträger arbeiteten und ihre Kund*Innen durch dunkle Straßen lotsten. Berüchtigt für ihren Hang dazu, unvorsichtige Klient*Innen in einen Hinterhalt zu locken, und mit dem Ruf, Sexarbeit für alle Geschlechter anzubieten, funktionieren sie als Symbol für eine ambivalente und flüchtige Form der Gemeinschaft, die nicht mit dem Moralkodex ihrer Zeit übereinstimmt. Sprache, Handlungen und Ästhetik, die die Link-Boys* umgeben, werden durch den Einsatz eines zeitgenössischen Verständnisses von Orientierung, Sichtbarkeit und Solidarität in eine performative Auseinandersetzung mit der ästhetischen Sozialität dieser Parias transformiert.

Selin Davasse

Multiplicity of Asia Minor (MAM)

Multiplicity of Asia Minor (MAM) ist eine politische Rede, die in einer spekulativen nahen Zukunft gehalten wird, in der eine deterritorialisierte, undefinierbare und unvorhersehbare Multi-Spezies-Gemeinschaft in Kleinasien Autonomie genießt. Die Performance lehnt sich in ihrer Dauer an Atatürk’s 36-stündige "Große Rede" an, die noch immer als Grundlage der türkischen Geschichtsschreibung dient. Indem die Performerin (MAMMY) diese "Gründervater-Geste" in eine kooperative, gastfreundliche und bescheidene "Ersatzmutter-Geste" umwandelt, erzählt, fabuliert und kontaminiert sie regionale Mythologien in einer polyphonen, pluralistischen und heterogenen Weise. MAMMY verzichtet auf den Didaktizismus öffentlicher Sprechakte und lädt das Publikum in kleinen Gruppen ein, eine interaktive Performance rund um das Leben im Mutterleib zu erleben, wo die Kommunikation auf Wärme, Taktilität und Klang beruht.

Joannie Baumgärtner

Joannie Baumgärtners multidisziplinäre, forschungsbasierte Praxis verbindet Performance mit Installation, medienbasierten Prozessen, theoretischem Schreiben und Poesie. Baumgärtners Herangehensweise an räumliche oder zeitliche Belange und ihr Einsatz von Bewegung oder anderen Ausdrucksformen beruht auf Desorientierung als Methode und der Aktivierung verborgener transversaler Verbindungen, die sich durch Disziplinen, Themen und historische Ereignisse ziehen. Baumgärtner hat einen MA am Dutch Art Institute in Arnheim erworben, außerdem studierten sie Bildhauerei, Szenografie, Kunsttheorie und -pädagogik an der AdBK Nürnberg und der HfG Karlsruhe. Seit 2012 haben sie vor allem in Deutschland und der EU performt und ausgestellt, während ihre Texte in Kollektivpublikationen und Künstlermonografien veröffentlicht wurden.

Selin Davasse

Selin Davasse (geb. 1992, Ankara) lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer recherchebasierten Performance-Praxis wendet sie unterschiedliche literarische und performative Techniken an, um sich mit Ethik und Politik in alternativen Gegenwarten und spekulativen Zukünften auseinanderzusetzen. Ihre Arbeit besteht aus narrativen und klanglichen Texturen, die Denksysteme auf intime, feminine Weise verdichten; in Gestalt von gesprochenen und gesungenen Performances mit partizipatorischen, verspielten und parodistischen Ebenen, die heterogen-herzliche Beziehungen zum Publikum bilden. Ihre Arbeiten wurden unter anderem beim Rokolectiv Festival, Bukarest (2021); “School of Waters” MEDITERRANEA 19 Young Artists Biennale, San Marino (2021); Volksbühne, Berlin (2020-2021); Slavs and Tatars' Pickle Bar im KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2020); "Queer Art, Culture and Politics from Turkey and its Diaspora Symposium" am Goldsmiths College, London (2020); 3hd Festival, Berlin (2018); Schwules Museum, Berlin (2015) präsentiert. Sie ist Mitglied von The Society for Matriarchal World Domination, deren kollektive Werke sich in der Sammlung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen von Berlin befinden (2019), Stipendiatin der Centrale Fies Live Works 9, Trento (2021-2022), und Mitorganisatorin von GLASSHOUSE —einer von Künstler*innen betriebenen virtuellen Plattform für hybride Performances.
Eintritt frei
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Im Rahmen von LIVE WORK FELLOWS 2021-2022. 
Die 2013 ins Leben gerufene Plattform «Live Works» widmet sich zeitgenössischen Live-Praktiken, die dazu beitragen, das Verständnis von Performance zu vertiefen und zu erweitern, und verfolgt aktuelle Entwicklungen von Performance und ihren unterschiedlichen Stilen. Ausgehend vom Begriff der Performance in der Praxis der bildenden Kunst ist das Projekt einzigartig in seiner besonderen Betonung von hybrider Forschung, welche die Offenheit und Unbeständigkeit von Performance, ihren sozialen und politischen Implikationen sowie ihrer öffentlichen Zugänglichkeit unterstreicht.
Die Performances sind gefördert von Centrale Fies, Dro (It).